»Trotz Emanzipation will die Frau zum Mann aufblicken, bevor sie über das Anblicken nachdenkt. «
» Auch die schönsten Lippen haben nicht das Recht, schlechte Zähne freizugeben. «
» Die Vortäuschung sexueller Erregung ist die wichtigste biologische Substanz der dekorativen Kosmetik. «
» In sämtlichen Evolutionsfragen hat die Natur die Zeit, die wir nicht haben. «
» Vielleicht ist das, was Frau und Mann zusammentreibt exakt das, was die Welt im Innersten zusammenhält. «
» Die Schönheit ist so attraktiv, daß gleich mehrere wissenschaftliche Fächer auf sie Anspruch erheben. «
» Schönheit ist ein Geschenk der Natur wie ein Regenbogen oder ein Sonnenuntergang. «
» Wenn sie ehrlich sind, haben Frauen ganz schön Lust auf schöne Männer. «
» Die Krux einer numerischen Skala der Schönheit wäre der schnelle Blick nach dem potentiellen Höchstwert.. «
» Schönheit stärkt einen der kostbarsten Sinne des Menschen: Den Genußsinn. «
» Unser Gesicht erfindet unsere Schönheit täglich neu. «
» Gegen eine wahre Flut an Schönheit gibt es keine Dämme. «
» Die Partnerwahl ist der bedeutendste menschliche Beweggrund nach der Nahrungssuche. «
» Im Schönheitswettbewerb um die Fortpflanzung sind wir alle die Nachkommen von Siegern. «
» Die gegenseitige Anziehung der Geschlechter ist ein Kraftfeld, das die Spannung unseres Lebens aufrechterhält. «
1) Schönheit − Das grösste Thema der Welt
Am Anfang war das Wort. Aber bevor der Mensch das Wort begriff, gab es wohl schon das Bild. Und noch vor dem Bild war die Schönheit. Vermutlich. Denn erst seit dem Auftritt der Schönheit lohnte sich auch das Bild. Jedenfalls ist die Schönheit eines der ältesten Themen der denkenden Menschheit. Sie gehört zu den Begriffen, die keinen Existenznachweis benötigen. Schönheit kann durch Definitionen allenfalls abgewertet werden. Weil sie von Natur und Kultur aus stärker in der menschlichen Seele verankert ist, als es die präziseste Definition leisten kann. Schönheit braucht keinen Beweis. Schönheit ist einfach da. Auf dieser unverschämt existenziellen Basis gehörte die ästhetik, dass heisst der Versuch kluger Gedanken über die Schönheit, viele Jahrhunderte zu den bedeutendsten Sparten der Wissenschaft. Man studierte ästhetik in Padua, Prag, Heidelberg und Wien. ästhetik existierte zu ihrer Zeit gleichberechtigt neben traditionellen Schlachtrössern der geistigen Betätigung wie Philosophie, Religion, Heilslehre und der Naturwissenschaft. Verdientermassen. Denn die Schönheit gehört traditionell zu den höchsten Werten des Menschen. Und zu den wenigen Werten, die nicht auf Kosten von anderen gehen − im Gegensatz zu Geld, Macht oder Humor. Schönheit hat den Charakter eines Geschenkes. Jeder, der es zulässt, kann sie geniessen. Schönheit reizt die Sinne des Menschen durch ihre blosse Existenz. Die Schönheit der Malerei oder der Musik ebenso wie die Schönheit des Wortes. Aber was ist die Schönheit schöner Künste gegen die Schönheit eines Gesichtes oder eines Körpers. Erst an diesem Punkt gelangen wir in die Sphäre der Faszination. Die Faszination der physischen Schönheit hat viele Ebenen. Ebenso wie der Reiz gehört beispielsweise auch der Neid zu den anregenden und aufregenden Erfahrungen der menschlichen Natur. Neid auf Schönheit ist ein Neid mit Niveau. Tabueffekte inklusive. Denn alles, was nicht ständig für alle und jeden erreichbar ist, generiert nicht nur Neid, sondern auch ein Tabu. Geheimnisse ziehen an. Das Tabu stärkt die Komponente unserer Phantasie. Es begründet die Sonderstellung der Schönheit unter den Werten. Das Tabu der Schönheit streift dabei auch die Mutter aller Tabus: die Sexualität. Eine Sexualität, die durch die Kultur menschlicher Monogamie ein wenig verschüttet ist. Die Tatsache, dass sexuelles Erregungspotential in unserer Gattung immer verborgen vorhanden ist, verkompliziert unsere Verhaltensweisen. An Orten, an denen der Reiz der Sexualität nur unproduktive Unruhe stiftet, sind Tabus hilfreich. Beispielsweise in der Geschäftswelt. In der Wissenschaft blockiert das Tabu dagegen den Weg zur Erkenntnis. Die negativen Konsequenzen der Schönheit, sei es eine simple Eifersucht, können nur abgemildert werden, wenn wir ihre Existenz nicht verleugnen. Aber auch die faszinierenden, positiven Effekte der Schönheit können am besten genossen werden, wenn man offensiv mit dem Schönheitsthema umgeht. Die Schönheit hat ihre Schattenseiten − schon weil wir nicht alle schön sind. Niemand ist perfekt. Der Perfekte schon gar nicht. Es gibt keine perfekte Schönheit. Schönheit führt uns alle auf unsere Makel zurück. Das Thema Schönheit maßregelt uns alle. Die Schönheit ist so ungerecht und ungleich über die Welt verteilt wie das Glück. Schönheit ist damit ein grosses, universales Thema, das eine ehrliche und tabulose Auseinandersetzung verdient.
2) Der tiefe, natürliche Sinn der Schönheit
Die Natur hat immer Recht. Sie gehört zu unseren allseits anerkannten höheren Ebenen. Auf die Natur können wir mit unserem Horizont
alles zurückführen. Alles. Sogar einen Wert wie die Schönheit. In der Natur hat alles seinen Sinn, meinen wir seit Darwin zu wissen.
Vielleicht ist so etwas wie ein Sinn sogar die eigentliche Triebfeder der Natur. Der tiefe Sinn der physischen Schönheit ist die
gegenseitige Anziehung der beiden Geschlechter mit dem Ziel der niveauvollen Fortpflanzung. Jedenfalls bei einem hochentwickelten
Säugetier. Im Gegensatz zu manchen Pflanzen- und Tierarten, die seit Jahrmillionen auf die sogenannte Jungfernzeugung vertrauen.
Einfach gestrickte Arten, denen auch nichts anderes übrig bleibt, da sie nur über ein Geschlecht verfügen. Unabhängig von der
Entwicklungsstufe ist jede Art von Fortpflanzung eine gewisse Berührung mit der Ewigkeit. Als einziges Perpetuum mobile
garantiert sie die Erhaltung unserer Art. Die Fortpflanzung ist die Einrichtung, die dafür Sorge trägt, dass das einzige ein
und alles das wir haben, nämlich das Leben, weitergeht.
Im Leben hat eben alles seine Biologie. Die Sinnstruktur der Natur garantiert, dass alle Vorgänge des Lebens auf eine
durchdachte Weise miteinander verzahnt sind. Jedes Rädchen mit jedem Rädchen. Die Schönheit verkörpert in diesem Gefüge zwar
nicht den Motor, aber durchaus ein Schmiermittel mit magnetischen Kräften. Die Schönheit ist ein romantischer Magnet der
menschlichen und weiten Bereichen der tierischen Partnerwahl. Bei den Menschen ist das magnetische Geschlecht weiblich,
aber schon bei den Vögeln eindeutig männlich. Schönheit ist ein Signal, eine Marke, an der man sich orientieren kann. Dies
schliesst auch Situationen ein, die mit der Fortpflanzung kaum etwas zu tun haben. Abgekoppelt vom Mühlrad der Fortpflanzung
kann sich die Schönheit vielleicht sogar noch freier entfalten. Die Grenzen zwischen Funktion und Symbolik sind in der Natur
ohnehin schwer zu ziehen. Merkmale der Lebenstüchtigkeit bilden die elementare Symbolik unserer menschlichen Schönheit: Reine
und glatte Haut, klarer Blick, weisse Zähne in einem vollständigen Gebiss, volles und glänzendes Haar, ein dynamischer Gang
auf der Basis eines flexiblen Muskelapparates − Symbole für Gesundheit, Lebenskraft und Fruchtbarkeit.
Eine niveauvolle Symbolik setzt dabei voraus, dass sie von jeder und jedem jederzeit verstanden wird. Sonst hätte sie weder
für die Natur noch für die Gesellschaft einen Wert. Ursprüngliche Instinkte helfen uns bei dieser Art von Verständnis. Hier
zeigt die Biologie der Schönheit ihre tiefe Kraft, die alle Lebensbereiche erfassen kann. Die zwischenmenschliche Anziehung
ist ein Kraftfeld, das die Spannung unseres Lebens aufrechterhält. Denn Leben ist Veränderlichkeit in Reinkultur. Die
Membranen der elementarsten Zellen und die durch ihre komplexen Eigenschaften gesteuerten Ströme sind eine bedeutende Basis
des Lebens. In dieser Lebendigkeit ist die Schönheit tief verwurzelt. Schönheit gedeiht in den unterschiedlichen Zyklen der
Organe. Lebendige Schönheit beglückt uns jeden Tag in einer etwas anderen Ausprägung. Augenfällig ist beispielsweise die
Veränderlichkeit unserer Haut. Jede Pore, jede Sommersprosse, jede Rötung und jedes kleine Fältchen generiert neue Nuancen
der Attraktivität. Unsere Haut ist ein lebendes, atmendes Organ. Sie zeigt die Bedeutung der Feuchtigkeit für Jugend und
Frische. Sie zeigt die Kraft und den Fluss der Natur. Die Farben der Schönheit sind die Farben der gesunden Durchblutung.
Je starrer sich dagegen körperliche Merkmale ausprägen, umso weniger passt der Schönheitsbegriff. Daher manifestiert sich
die Schönheit an den lebendigsten Organen mitten in ihren Zyklen. Unsere Haare erneuern sich alle 5 Jahre, die für uns
sichtbare Hautschicht alle 5 Monate. Nur die Knochen, die zusammen mit den Muskeln verantwortlich für die »Form« des Menschen
sind, halten erheblich länger. Schon mit einem kurzen Blick auf Haut und Haare kann das Alter eines Menschen mit einer
gewissen Genauigkeit bestimmt werden. Aber auch das optische Erscheinungsbild von Muskeln und Knochen kann einen Beitrag
zur Altersbestimmung leisten. Bei Skeletten letztere sogar einen entscheidenden. Folglich hält uns die Pflege von Haut und
Haaren sowie Muskeln und Knochen jung. Seit Urzeiten ist eine sorgfältige Körperpflege die erste Voraussetzung für eine
höhere Lebenserwartung. Hier kristallisiert sich der bedeutende Zusammenhang zwischen Schönheit und Gesundheit heraus,
der sich wie ein roter Faden durch die gesamte Attraktivitätswissenschaft zieht.
3) Exklusiv − die Schönheit des Gesichtes
Das Gesicht ist der am nachhaltigsten ausdifferenzierte Teil des Menschen. Es prägt unser Aussehen wie keine andere Körperpartie.
Hier wird unsere Schönheit sehr individuell. Wir erkennen das Gesicht eines nahen Menschen unter Abermillionen wieder. Schon der
städtische Lebensraum bietet das umfassende Gesichtserlebnis. Städtische Reizkonkurrenz bedeutet, dass ein aufmerksamer Mensch
täglich nicht mit 10 sondern mit 10.000 individuellen Gesichtern konfrontiert werden kann. Diese breite Auswahl darf ohne die
Notwendigkeit genossen werden, an dem sich hinter diesen Gesichtern verbergenden Schicksal Anteil zu nehmen.
Das Leben und die daraus resultierenden Stimmungslagen hinterlassen im Lauf der Zeit Spuren in unseren Gesichtern. Schöne
und weniger schöne. Aber ehrliche. Das Gesicht ist nicht nur der Spiegel der Seele sondern auch unser Kontakt zur Luft und
zur Sonne. Das Gesicht ist unser bedeutendstes Witterungsorgan und unser erstes Pflegeobjekt. Wir spüren mit unserem Gesicht
unsere Umwelt. Wir fühlen uns mit unserem Gesicht gut oder manchmal weniger gut. Gleichzeitig ist das Gesicht ein zentrales
Objekt der sexuellen Anziehung. In dieser Eigenschaft könnte man das Gesicht fast als ein Geschlechtsorgan auffassen.
Möglicherweise war die Bedeutung der Gesichtsschönheit geringer, als sich in unseren Fortpflanzungsbemühungen noch nicht die
Gesicht-zu-Gesicht Position durchgesetzt hatte. In der Gesamtheit seiner Wirkung ist unser Gesicht das faszinierendste Objekt,
das wir kennen. Jedes Gesicht ist ein Unikat. An unserem Gesicht spüren wir unsere Individualität. Zumindest seit Erfindung
des Spiegels. Einen soliden Prozentsatz unserer Lebenszeit schauen wir in unser eigenes Gesicht. Unser Gesicht macht Schönheit
täglich anders, erfindet Schönheit täglich neu. Negativ formuliert ist das Gesicht der Fussabstreifer des Lebens. Ein Effekt,
der Gesichter sogar interessant machen kann − zumindest sofern sie männlich sind. »ein Gesicht hat mich viele, viele Drinks
gekostet«, verkündete Humphrey Bogart auch noch stolz. Dem schönen Frauengesicht gestattete das Medium der Leinwand bisher
lediglich Spuren von gelebtem Leben, solange der Gesamteindruck frisch und unverbraucht bleibt. Vielleicht ein Fehler.
Mit all diesen Faktoren ist das Gesicht der lebendigste Teil des Menschen. Die Lebendigkeit des Gesichtes ist unsere
Attraktivität. Die nuanciert beweglichen Augen und die Bewegungen der Lippen, die unsere hoffentlich feine Sprache
modulieren, sind unser Charisma. Nur das Gesicht macht unsere Schönheit einzigartig. Schon die Funktion des Lächelns
kann uns spürbar schöner machen. Das ist der Teil der Mimik, den wir selbst beeinflussen können, wann immer wir wollen.
Eine nicht gerade romantisierende wissenschaftliche Bezeichnung wäre das “Wal−Mart” − Lächeln oder “Airlines” − Lächeln.
Wir beherrschen die Kunst des Lächelns schon als Säuglinge. Auch wenn dieses, von jeglichen Hintergedanken vermutlich freie,
»Engelslächeln« nach einigen Monaten wieder verschwindet, ist es ein wertvolles Erbe, das jeder in sich trägt.
Selbst taubblind geborene Säuglinge lachen und weinen. Den Rest der Mimik schenkt uns die Natur. In engster Zusammenarbeit
mit der Zeit. Ob wir es wollen oder nicht. Aber auch unsere Fältchen können ein Träger von Lebendigkeit sein und unsere
Schönheit positiv beeinflussen: Sanfte Augenfältchen symbolisieren und unterstreichen ein Lächeln, sogar in Abwesenheit
des Lächelns. Stirnfältchen simulieren ein attraktives, argloses, fast kindliches Erstaunen. Ihre mimische Bedeutung macht
manches kleine Fältchen zu einem interessanten Kommunikationsmittel. Wie im Leben, so ist allerdings auch in der Schönheit
der Fältchen schnell manches zuviel des Guten. Zudem sind auch nicht alle Faltentypen in der Lage, ein mimisches Plus zu
generieren. Wenn das Fältchen zur Falte wird, wird es kritisch. Stirnfalten können als permanentes Stirnrunzeln eine
negative Grundeinstellung symbolisieren. Augenringe lassen spontan einen wenig fachgerechten Umgang mit Genussmitteln
ahnen. Manche Falten haben es eben schwer.
Im modernen Leben erfolgt die erste Einschätzung einer Person in einer Zeitspanne von einigen hundert Millisekunden.
Das Gesicht lässt schnelle Urteile über eine Person zu. Gesichtsausdrücke zu lesen und zu deuten ist eine hohe Kunst.
Seit Erfindung der Kleidung ist das Gesicht ohnehin unser primärer visueller Kontakt zu unseren Mitmenschen. Erst bei
einem näheren Kennenlernen, verliert das Gesicht an Bedeutung. Denn erst dann macht sich der Charakter bemerkbar. Aber
zwischen dem Wahrnehmen und dem Kennenlernen liegen in der Gegenwart bekanntlich Welten. Menschen sind für uns Gesichter.
Selbst zu einem Berufskollegen, dem wir Tag für Tag begegnen, gehört manchmal nicht mehr als ein Gesicht. Mehr kennt man
nicht von ihm. Der Mensch, mit dem man nur in sterilen Worten redet, die kaum informativer sind als das Schweigen, wirkt
meist nur als Gesicht. Das gehört zu unserer intuitiven, vereinfachenden Wahrnehmung. In dieser Wirkung lässt sich das
Gesicht exzellent zweidimensional übertragen. Diesen Trumpf machte sich das Bild zunutze und erfand die Kopie in öl.
Zu den schönsten Gesichtern der Weltgeschichte gehören die Frauengesichter aus den Handgelenken von Tizian, Leonardo
da Vinci oder Michelangelo. Ob sie schöner sind als ihre Modelle zu Lebzeiten, bleibt ein Geheimnis der Zeitzeugen.
Heute faszinieren die Fotographie und der Film mit zweidimensionalen Gesichtern, verstärkt durch das
Multiplikationspotential des modernen Medienzeitalters. Im täglichen Bilderkrieg um unsere Konsumaufmerksamkeit
behauptet sich die Schönheit des Gesichtes gegen die Schönheit des Körpers ziemlich gut. Die Ausstrahlung des
Gesichtes ist so stark, dass sie den Verlust einer Dimension leicht verträgt. Der Körper verliert dagegen im Bild
deutlich an Charisma und Raumfülle. Das zweidimensionale Portrait ist in seiner Wirkung ebenso stark wie die
dreidimensionale Skulptur. Daher denken wir oft direkt in Gesichtern, wenn wir an Schönheit denken.